Orchester Zofingen

2010

15./29. Mai 2010

Programm

Programm:

Felix Mendelssohn Bartholdy, Meeresstille und glückliche Fahrt op. 27
Cécile Chaminade, Concertino für Flöte und Orchester op. 107
Franz Schubert, Sinfonie h-Moll Die Unvollendete» D 759

Marie-José Larsen, Flöte

Markusorchester Sindelfingen
Orchester Zofingen
Marie-José Larsen und Christoph Moor, Leitung

Programmheft:

Presse:


19. Dezember 2010

Flyer

Programm:

Arvo Pärt, Cantus in Memory of Benjamin Britten
Henry Purcell, Chacony
Benjamin Britten, A Ceremony of Carols
Frederick Septimus Kelly, Elegy „In Memoriam Rupert Brooke“
Gustav Holst, St. Paul‘s Suite
Ralph Vaughan Williams, Winter aus Folk Songs of the Four Seasons

Frauenchor Strengelbach
Orchester Zofingen
Christoph Moor, Leitung

Flyer:

Presse:

Arvo Pärt

Laudatio zur Verleihung des «Brückepreises» durch die deutsch-polnische Doppelstadt Görlitz am 9. November 2007:

Arvo Pärt hat mit musikalischen Mitteln die spirituelle Trennung des europäischen Kontinentes in eine östlich-orthodoxe und in eine westlich-abendländische Hälfte aufgehoben. Mit dem von ihm entwickelten ‹Tintinabuli›-Stil (vom Lateinischen für ‹Glocke›) wurde er zum weltweit am häufigsten aufgeführten Vertreter der sogenannten Neuen Musik.

Pärts Stil, gegründet auf dem Dreiklang und auf elementaren Melodiemodellen, ist von fast provozierender Schlichtheit. Er erwuchs aus einem langen Ringen des Komponisten, der 11. September 1935 in Paide/Estland geboren wurde und seit 1958 am Konservatorium in Tallinn Komposition bei Heino Eller studierte. In seiner ersten Schaffensphase bis 1968 kontrastierte er die in der damaligen Sowjetunion verpönten Stilmittel der Avantgarde mit solchen des Barocks, insbesondere mit Fragmenten aus dem Werk Johann Sebastian Bachs, bis diese ein solches Übergewicht erhielten, dass der Komponist für acht lange Jahre fast ganz verstummte. In dieser Zeit des Studiums alter Musik und des Nachdenkens fand er zum orthodoxen Glauben. Der Konflikt mit den Kulturbehörden hatte schon mit seinem ‹Nekrolog für Orchester› op. 5 1960 eingesetzt, damals aus formalen Gründen: man warf ihm ‹westliche Dekadenz› vor. Mit seinem 1976 gefundenen ‹Tintinabuli›-Stil in ‹Für Alina› und ‹Sarah wurde 90 Jahre alt› (beide 1976) verschärfte sich der Konflikt, weil unüberhörbar wurde, dass für Pärt letztlich alle Musik religiös ist (‹... hinter der Kunst, zwei, drei Töne miteinander zu verbinden, liegt ein kosmisches Geheimnis verborgen. ›). Über Israel kam Arvo Pärt mit seiner Familie 1980 nach Wien, 1981 mit einem Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Berlin (West). Hier und in Südengland lebt und wirkt Arvo Pärt bis heute als Brückenbauer zwischen dem östlichen und dem westlichen Europa.

Arvo Pärts Musik ist geprägt von einer ungeheuren Verdichtung des Musikstoffes. Jede Note wird zu einem Ereignis, jeder Klang wird auf seinen Kern geführt, alles wird auf das Notwendige beschränkt. Die ‹Tintinnabuli›-Kompositionstechnik baut Mehrstimmigkeit aus tonalem Klangmaterial auf, ohne auf traditionelle funktionsharmonische Paradigma zurückzugreifen. Jeweils zwei Stimmen fügen sich zu einem ‹Zweiklang› zusammen. Eine von beiden ist der allgegenwärtige Dur-moll-Dreiklang, dessen Töne mit der anderen, einer Art ‹Melodiestimme›, nach sehr strengen Regeln verknüpft sind. Die kompositorische Askese erweckt beim Hörer den Eindruck von Konzentration und Objektivität. Sie atmet jenen Geist des Friedens, der angesichts der weltweiten Entwicklung kriegerischer Konflikte immer wichtiger wird und der Pärts Musik in allen Kontinenten ungezählte Hörer verschafft hat.» (http://www.brueckepreis.de) Der «Cantus in memory of Benjamin Britten für Streichorchester und Glocke» entstand 1977 und gehört zu den ersten Kompositionen der «Tintinnabuli»-Kompositionstechnik.


Henry Purcell

Henry Purcell wurde am 10. September 1659 in Westminster als Sohn eines Mitglieds der um 1660 errichteten Sängerkapelle Karls II. (Chapel Royal) geboren. Er erhielt seine Ausbildung als Chorknabe derselben Kapelle. Ab 1676 war er Organist der Westminster Abbey, ab 1682 auch der Chapel Royal. Zunächst schrieb er vorwiegend Schauspielmusiken, später hauptsächlich geistliche Musik und Oden zu festlichen Anlässen des Königshauses. 1689 wurde seine erste Oper Dido und Aeneas uraufgeführt. Darauf folgten 38 weitere dramatische Musikwerke. Henry Purcell starb am 21. November 1695 auf dem Zenit seines Schaffens. Noch zu seinen Lebzeiten galt er als der beste englische Komponist und wurde mit dem Ehrentitel «Orpheus britannicus» gewürdigt.


Benjamin Britten

Benjamin Britten wurde als viertes und jüngstes Kind des Zahnarztes Robert Victor und seiner Ehefrau Edith Rhoda Britten am 22. November 1913 in Lowestoft geboren. Mit fünf Jahren erhielt er von seiner Mutter die ersten Klavierstunden. Im Jahr 1921 schrieb Britten seine ersten Kompositionen. Während der Schulzeit wurde er im Klavier- und Bratschenspiel unterrichtet. 1930 studierte er Klavier und Komposition am Royal College of Music in London. 1939 verließ der erklärte Pazifist Britten Europa und ging in die USA. Noch vor Ende des Krieges kehrte er jedoch 1942 nach Großbritannien zurück. Im selben Jahr schrieb er Ceremony of Carols.

Brittens Kompositionen umfassen Orchester- und Kammermusik, vor allem aber Vokalmusik (Opern, Lieder, Kompositionen für Chor). Er verwendete zwar auch Techniken seiner modernen Zeitgenossen, im Großen und Ganzen ist Brittens Musik aber eher als konservativ zu bezeichnen. Er war ein Verehrer von Henry Purcell.Britten war auch ein außerordentlicher Dirigent und Pianist. Als Pianist ist er häufig als Liedbegleiter aufgetreten. Seit den fünfziger Jahren sind zahlreiche Schallplattenaufnahmen eigener und fremder Werke erschienen. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt Britten den Order of Merit - als dritter englischer Komponist nach Edward Elgar und Ralph Vaughan Williams. Am 2. Juli 1976 wurde Britten zu einem Life Peer als Baron Britten von Aldeburgh im County of Suffolk erhoben. Am 4. Dezember 1976 starb er in Aldeburgh.


Frederick Septimus Kelly

Frederick Septimus Kelly wurde am 29. Mai 1881 als vierter Sohn eines irischen Vaters und einer australischen Mutter in Sydney geboren. Nach der Schulzeit in Sydney studierte er in England am Eton College und in Oxford. Er war ein erfolgreicher Ruderer und gewann 1908 an den Olympischen Spielen in London mit dem Achter die Goldmedaille. Sein Stil und sein Rhythmus waren berühmt. Später studierte Kelly in Frankfurt bei Iwan Knorr Klavier, war in London Berater der Classical Concert Society, wo er sich für die zeitgenössische Musik einsetzte. 1911 gab er mehrere Konzerte in Sydney.

1914 wurde er als Freiwilliger zum Kriegsdienst in der Marine angeworben. 1915 wurde er in der Schlacht von Gallipoli zweimal verwundet. Er erhielt das Verdienstkreuz und wurde Stabsoffizier. In seinem Zelt in Gallipoli komponierte Kelly die Elegy «In memoriam Rupert Brooke», als der eng befreundete Dichter Brooke, mit welchem er Dienst leistete, im Sterben lag. Am 13. November 1916 kam er in den letzten Tagen der Schlacht an der Somme im deutschen Maschinengewehrfeuer um.


Gustav Theodore Holst

Gustav Theodore Holst wurde am 21. September 1874 in Cheltenham (Grossbritannien) geboren. Der etwas kränkelnde Junge mit Sehschwäche und Asthma interessierte sich schon früh für das Klavierspiel und liess die Geige, das Wunschinstrument der Eltern, bald links liegen. Eine Karriere als Pianist konnte aber auf Grund einer Neuritis in der rechten Hand nicht ins Auge gefasst werden. Holst wandte sich deshalb der Posaune zu und studierte am Royal College of Music. Nebst intensivem Komponieren spielte Holst in verschiedenen Orchestern und heiratete 1901 seine Isobel. Bald wurde dem Paar eine Tochter geschenkt, die nach Holsts Tod einmal den Nachlass von Familienfreund Ralph Vaughan Williams verwalten sollte. Familie, Engagements als Organist, Posaunist, Chorleiter und Komponist raubten dem angeschlagenen Holst die Kräfte. Auf Anraten seines Arztes verbrachte er einen Urlaub in Algerien, wo er mit dem Fahrrad ausgedehnte Wüstenreisen unternahm. Eine Reise nach Amerika und sein Arbeitseifer brachten ihn bald erneut an den Rand eines Nervenzusammenbruchs und machten einen Erholungsaufenthalt in Italien nötig. Er starb am 25. Mai 1934. Die St Paul’s Suite vollendete Holst im Jahre 1913. Das Stück ist dem Orchester der Mädchenschule von St. Paul’s gewidmet. Sie hat vier Sätze und lebt von folkloristischen Melodien. Im Finale sind die beiden altenglischen Volkslieder «The Dargason» und «Greensleeves» gleichzeitig in verschiedenen Taktarten übereinandergelegt.


Ralph Vaughan Williams

Ralph Vaughan Williams wurde am 12. Oktober 1872 als Sohn eines Geistlichen geboren. Er wuchs in Leith Hill Place (Surrey) auf. Nach seiner Schulzeit an der englischen Eliteschule Charterhouse School studierte er ab 1890 am Royal College of Music in London bei Hubert Parry und Charles Villiers Stanford, dann von 1892 bis 1895 bei Charles Wood am Trinity College der Universität Cambridge und 1896 nochmals in London, wo seine enge Freundschaft mit Gustav Holst begann. Zusätzlich nahm er 1897 Unterricht bei Max Bruch in Berlin. Im selben Jahr heiratete er Adeline Fisher. Von 1896 bis 1899 wirkte Vaughan Williams in London als Organist und veröffentlichte englische Volkslieder. Auch die englische Musik der Renaissance beeinflusste seinen Kompositionsstil.

Im Ersten Weltkrieg diente Vaughan Williams in Frankreich als Soldat. Seine tief empfundenen Eindrücke dieser Jahre finden ihren Niederschlag vor allem in der dritten Sinfonie, der Pastoral Symphony für Sopran und Orchester, die bereits 1916 skizziert, aber erst 1922 aufgeführt wurde.

Zur Krönung von Queen Elizabeth II. schrieb Vaughan Williams ein Arrangement des Chorals "All people that on earth do dwell", einer Version des Psalms 100 mit der Melodie "The Old 100th" als Offertorium (Gesang zur Gabenbringung). Der Komponist hatte vorgesehen, dass erstmals seit Jahrhunderten nicht nur ein Chor, sondern auch die Gemeinde bei der Krönung mitsingen sollte, indem in der abschlieflenden Doxologie "To Father, Son, and Holy Ghost" die Versammlung der Peers unisono in den Gesang einstimmt. Die Lords konnten den ungewohnten Ansprüchen zwar nicht genügen, dennoch verfehlte das Stück seine Wirkung auf den Hörer nicht.

Ralph Vaughan Williams starb am 26. August 1958 in London.